Vortrag im Rahmen der DGB Bezirksfrauenkonferenz 2017 in Bamberg

von Nadja Bennewitz M.A., Historikerin

„Es gibt nichts langweiligeres, als wenn drei Männer hintereinander reden,“ so die Erfahrung der radikalen Liberalen Julie Meyer aus Nürnberg, die sich in der Weimarer Republik in die Politik einmischte.

Dass Frauen in der Öffentlichkeit das Wort ergriffen, war jedoch keine Errungenschaft der neuen deutschen Republik. Schon in der Französischen Revolution äußerten die Revolutionärinnen: „Freu Dich, Du hast allen Grund dazu, verflucht noch mal. Früher, wenn wir reden wollten, hat man uns den Mund gestopft! Seit der Revolution ist alles anders.“ (1792) Olympe de Gouges forderte mit ihrer „Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin“ die Mitsprache von Frauen an allen öffentlichen Angelegenheiten.

Etwas später als in Frankreich setzte im Deutschen Reich im 19. Jahrhundert die „Politische Beredsamkeit“ ein, für Frauen unter erschwerten Umständen, unterstanden sie doch dem restriktiven „Vereinsgesetz“ (1850-1908), das ihnen jegliche politische Betätigung untersagte. Dennoch war es möglicherweise gerade ihr Ausschluss aus den Parlamenten, weshalb sie sich an anderen Orten mündlich und agitatorisch vor Publikum äußerten.

Wie erfahren wir von den öffentlichen Reden vor allem der proletarischen Protagonistinnen? In den Aufzeichnungen von „Polizeikommissären“, die die Auftritte der Sozialistinnen und Gewerkschafterinnen in den Arbeiterinnenversammlungen bespitzelten und akribisch mitstenographierten, liegt ein interessanter Quellenkorpus für diese frühe Vortragstätigkeit vor.

Lauschen Sie den originalen Stimmen von Clara Zetkin, die  1932 vergeblich zur „Einheitsfront gegen den Faschismus“ aufrief, von Dr. Elisabeth Selbert, der die Durchsetzung des Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz als „Meilenstein in der Geschichte“ galt, oder von Helke Sander, die mit ihrer feministischen Rede und dem anschließenden Tomatenwurf gegen die Genossen des Sozialistischen deutschen Studentenbundes (SDS) die neue Frauenbewegung in Gang setzte!

Veranstalterin: DGB Bezirk Bayern, Abteilung Frauen- und Gleichstellungspolitik

Veranstaltungsort: Welcome Kongresshotel Bamberg