Stadtrundgänge in Nürnberg über Frauen in der NS-Diktatur
„Leni, Leni!“
Leni Riefenstahl, ihr Propagandafilm „Triumph des Willens“ und Nürnberg als Kulisse
Leni Riefenstahl, die Vorzeigekünstlerin des Nationalsozialismus, prägte wie keine andere mit ihrem Propagandafilm „Triumph des Willens“ das Bild des NS und nutzte dabei die „Stadt der Reichsparteitage“ als Kulisse.
Ihr Werk wurde zum Inbegriff nationalsozialistischer Selbstdarstellung und -inszenierung. Dennoch übernahm die Regisseurin nie die Verantwortung für ihre NS-Vergangenheit.
An einigen ausgewählten Schauplätzen in der Nürnberger Altstadt werden Film und Propagandamethoden sowie Kritikerinnen und Leidtragende der NS-Diktatur vorgestellt.
Kultur der Erinnerung
Kunst und Gedenkorte zum Nationalsozialismus
Das Zwangsarbeitermahnmal Transit, der Leo-Katzenberger-Weg, der ehemalige Hochbunker in der Grübelstraße, heute ein umgebautes Wohnhaus:
In Nürnberg finden sich interessante Beispiele für den Dialog zwischen NS-Geschichte, Kunst, Architektur und Zeichen des Gedenkens. Diese geschichtskulturellen Manifestationen prägen unsere Sicht auf die NS-Vergangenheit. Die Frage nach Initiatorinnen und beteiligten Künstlerinnen, danach, ob Gedenken ein Geschlecht hat, führt uns in die Gegenwart, die es immer wieder neu zu denken und zu diskutieren gilt.
„Eine Tat, die höchsten Mut erforderte“
Zur Geschichte jüdischer Frauen zwischen Resistenz und Verfolgung im nationalsozialistischen Nürnberg
Nach 1933 änderten sich der Alltag jüdischer Frauen und die Beziehungen innerhalb ihrer Familien gezwungenermaßen aufgrund von Diskriminierung und Verfolgung.
Doch die jüdische Gemeinde hatte sich zumindest anfangs noch resistent gegen antisemitische Verfolgungen zeigen können: Der „Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“, die Beratungsstelle für Auswanderungsfragen oder die kulturellen Veranstaltungen des „Jüdischen Kulturbundes“ legen Zeugnis ab von einem starken Willen der Selbstbehauptung – trotz alledem.
Bei dieser Führung werden Orte jüdischen Lebens und Widerstands aufgesucht und unter frauen- und geschlechtergeschichtlichem Aspekt diskutiert.
„Wir wollen unsren Führer sehen“
Frauen auf den Reichsparteitagen
Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink war die einzige Frau, die öffentliche Reden halten durfte. Die Veranstaltungen des BDM wurden nach Bamberg ausgelagert – doch trotzdem begeisterten sich die weiblichen Mitglieder der „NS-Volksgemeinschaft“ wie ihre Männer für die jährlich in Nürnberg stattfindenden Reichsparteitage.
Durch die Filmarbeiten von Leni Riefenstahl erhielten diese Massenveranstaltungen eine weitere propagandistische Dimension erhielten,
Beginnend beim Hotel „Deutscher Hof“, wo sich Adolf Hitler den Massen für nur wenige Minuten zeigte, führt dieser Rundgang auf Teile des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes und eröffnet verschiedene (weibliche) Perspektiven auf die nationalsozialistischen Parteitage.
„Because I was a SS-Aufseherin“
KZ-Aufseherinnen im Außenlager Nürnberg Süd
Die Mit-Täterschaft deutscher Frauen im NS-Terrorsystem:
Das Deutsche Reich war durchzogen von Konzentrations- und Außenlagern, in denen KZ-Häftlinge für die deutsche Wirtschaft Zwangsarbeit leisten mussten.
Im Außenlager Nürnberg-Süd arbeiteten jüdische Frauen, die aus Ungarn über Auschwitz in die Stadt verschleppt worden waren. Zur Überwachung der Häftlinge setzte die Firma Siemens-Schuckert Arbeiterinnen des Betriebes ein, die in der Folge als KZ-Aufseherinnen ihren Dienst taten.
Der Weg vom Hauptbahnhof führt an dem Fabrikgebäude von Siemens vorbei zum Gelände des Südfriedhofes, in dessen Nähe sich das Außenlager befand.
„Unermüdlicher, freudiger Einsatz“
Mädchen und Frauen im NS-Alltag
Nicht „verweichlicht, sondern in Körper und Geist gestählt für Volk und Vaterland“ –
so wollte die Obergauführerin in Franken ihre „Mädel“.
Wo waren die Treffpunkte des BDM, des Bund Deutscher Mädel, und wie funktionierte die dortige Sozialisation? Waren die Aktivitäten der NS-Frauenschaft, die in der Emilienstraße Mütterschulungskurse durchführte, tatsächlich unpolitisch und harmlos?
Eine Spurensuche in der Stadt nach der alltäglichen Verstrickung von Frauen in das NS-System.
„Unbekannt verzogen“
Verfolgung von Jüdinnen und Juden
„Ebenso habe ich schwer mißhandelte Frauen gesehen“, berichtete Bernhard Kolb von der israelitischen Kultusgemeinde über die Ereignisse der Reichspogromnacht:
Der Terror der Nationalsozialisten machte auch vor Frauen nicht Halt.
Bei dieser Führung werden Orte aufgesucht, die mit den „Nürnberger Rassengesetzen“, der Reichspogromnacht und der antisemitischen Hetze durch den „Stürmer“ in Zusammenhang stehen.
Auch die heutige Erinnerungskultur in Form von Stolpersteinen vor den Häusern von Deportierten wird thematisiert.
„So haben wir dann eben illegal gearbeitet“
Frauen und Männer im Widerstand gegen nationalsozialistischen Terror
Die kommunistische und sozialdemokratische Partei, deren Presse und die Gewerkschaften wurden vom NS-Terror Anfang 1933 nahezu unvorbereitet getroffen.
Wie es trotz Verbot, Bespitzelung, Folter und Haft gelang, im „nationalsozialisierten“ Deutschland Formen des Widerstands und der Selbstbehauptung zu entwickeln, wird an Orten historischer Ereignisse und mit O-Tönen diverser Protagonistinnen dargestellt.
Dabei wird insbesondere auch die Frage nach dem Geschlecht im Widerstand interessieren: Haben Frauen andere Widerstandsformen gegen die nationalsozialistische Terrorherrschaft als Männer gewählt?
Die Kommunistin Berta Backof hätte es sicherlich weit von sich gewiesen, anders als Männer agiert zu haben. Verhört und misshandelt worden ist sie im Nürnberger Gestapogefängnis tatsächlich unabhängig ihres weiblichen Geschlechts.